Religionen

Religion ist ein Thema, das immer wieder in Filmen aufscheint oder sogar zentrales Motiv ist. In unserer Auswahl finden sich Beispiele, die sich direkt mit Glauben und Religion befassen, vom Buddhismus über Hinduismus, das Christentum zur jüdischen Religion oder dem Islam. Und Spielfilme, in denen die Religion in der Handlung eine entscheidende Rolle und treibende Kraft spielt.

Looking for Muhyiddin
Nacer Khemir
Tunesien
183′
Ein Mann kehrt in seine Heimat zurück, um seine Mutter zu bestatten. Um ein Versprechen gegenüber seinem Vater einzulösen, macht er sich auf die Suche nach Spuren von Muhyiddin Ibn 'Arabi, dem grossen islamischen Theologen, Mystiker und Dichter des 13. Jahrhunderts. Seine Nachforschungen über Muhyiddins weltoffenen und menschlichen Islam, der heute in Vergessenheit zu geraten droht, führen durch neun Länder und zu vielen Begegnungen, die neue Facetten des grossen Denkers enthüllen. Der tunesische Cineast Nacer Khemir, Schöpfer der «Wüsten-Trilogie» sagt über die Absicht seines Films: «Wenn du neben deinem Vater gehst und er fällt plötzlich hin, das Gesicht im Dreck, was würdest du tun? Du würdest ihm aufhelfen und ihm mit deinem Hemd das Gesicht abwischen. Das Gesicht meines Vaters steht für den Islam und ich habe versucht, mit meinem Film dem Islam das Gesicht sauber zu wischen, indem ich eine offene, tolerante und freundliche islamische Kultur zeige, voller Liebe und Weisheit, einen Islam, der sich von seiner Darstellung in den Medien seit 9/11 unterscheidet. (...) Fundamentalismus und Fanatismus können nicht für den Islam stehen, ebenso wenig wie die Inquisition für den Glauben Jesu steht.» (Interview auf ibnarabisociety.org)
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Whispering Sands
Nacer Khemir
Tunesien
94′
Eine Kanadierin arabischer Abstammung unternimmt eine Reise und heuert einen Führer an, der ihr helfen soll, einen bestimmten Ort in der tunesischen Wüste zu finden. Um sie zu ermutigen, ihr Geheimnis zu lüften, erzählt der Führer ihr Sufi-Geschichten aus seiner Kindheit. Im Herzen der Wüste angekommen, offenbart die Frau den Grund für ihre Reise. Mit einfachen Mitteln konstruiert der tunesische Filmemacher Nacer Khemir eine Geschichte, die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft miteinander verwebt und die Poesie und den spirituellen Reichtum des Sufismus offenbart.
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Opera Jawa (2006)
Garin Nugroho
Indonesien
115′
Ein Seh- und Hörerlebnis der besonderen Art, ein Gesamtkunstwerk mit Sprengkraft. Der indonesische Regisseur Garin Nugroho, der für die Vielfalt seiner erzählerischen Stile und die mutige Bewältigung umstrittener Themen bekannt ist, hat mit «Opera Jawa» seinen vielleicht klarsichtigsten Film geschaffen. Er feiert darin traditionelle Formen von Gamelan-Musik, Tanz und Performances und verbindet diese mit zeitgenössischen Gesangs- und Tanzstilen sowie mit Drehorten, die moderne Installationskünstler transformiert haben. Dabei hat er eine neue Form des Musicals ins Leben gerufen, eine «Oper für das 21. Jahrhundert». Er adaptiert eine der berühmtesten Geschichten des «Ramayana», des grossen Klassikers der indischen und südostasiatischen Literatur. Es ist die Geschichte eines leidenschaftlichen Liebesdreiecks: Die schöne Siti und ihr Ehemann betreiben eine Töpferei, aber die Dinge laufen nicht so, wie sie sollten, und als ihr Mann Setio fort ist, versucht der mächtige und skrupellose Händler Ludiro sie zu verführen. Siti verfängt sich in den Stricken eines Konflikts. Mit bewundernswerten Leistungen seiner drei Hauptdarstellenden und dazu den Kompositionen des berühmtesten Gamelan-Maestros Rahayu Supanggah, hat Nugroho einen Film geschaffen, dem es auf erstaunliche Weise gelingt, freudig multikulturellen Selbstausdruck zu feiern und zugleich ein Requiem über den Schmerz zu sein. Die Religionsfrage ist auch in Indonesien brisant, einem muslimischen Staat mit starken fundamentalistischen Strömungen. Garin Nugroho ist selbst Muslim, aber in seinem alltäglichen Leben in Yogyakarta gibt es viele andere multikulturelle und religiöse Einflüsse. Die Bilder und Symbole, die in Yogyakarta verwendet werden, stammen oft aus dem Hinduismus, ist der Islam doch noch nicht allzu lange im Inselstaat zu Hause. Nugroho wehrt sich dagegen, dass die Regierung die Religion als politisches Mittel einsetzt. Nugroho feiert die visuellen und akustischen Dimensionen des Kinos. Kino, das sind Bilder, das sind Bewegungen, ist die Erzählung. Drei Dimensionen, die er mit all ihren ästhetischen Mitteln ausschöpft. Farben und Lichter charakterisieren jede der Szenen, verleihen ihnen atmosphärische Dichte und dem Geschehen bei aller Härte Zärtlichkeit und Harmonie. Die Erzählung ist von Musik beseelt. Gefühle der Figuren oder Kommentare des Chors werden durch den Gesang zum Ausdruck gebracht und zeugen von den durchlebten Prüfungen. Durch den Tanz erst kommt die Sinnlichkeit zum Ausdruck, die Gefühlswelt und das Umherirren, das Zweifeln der Helden. Die Musik ist in Form des Gamelanorchesters nicht nur hörbar: sie ist auch sichtbar und damit Teil des visuellen Konzepts. Diese aus Glockenläuten, Perkussionen und Gongs zusammengesetzten musikalischen Formen stammen aus Jawa und aus Bali und sind bewusst und nachdrücklich ins Bild gesetzt.
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