Alle Filme

Adieu à l'Afrique
Pierre-Alain Meier
Schweiz
87′
Der Regisseur und Produzent Pierre-Alain Meier, der mehrere Filme in Afrika produziert hat, erzählt seine eigene Geschichte und gewährt uns mit Bescheidenheit und Zärtlichkeit Zugang zu einem sehr privaten Bereich. «Adieu à l’Afrique» folgt dem Weg einer letzten Reise, und ergründet die komplexen, reichen und asymmetrischen Beziehungen zwischen Europa und dem französischsprachigen Afrika.
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Amiet
Iwan Schumacher und Cornelia Strasse
Schweiz
52′
Cuno Amiet, 1868 geboren, ist 1961 gestorben, trotzdem wirken viele seiner Bilder so frisch, als wären sie von heute. Amiet war zusammen mit Ferdinand Hodler und Giovanni Giacometti ein Wegbereiter der Moderne in der Schweiz. Der Film besucht eine Kunstsammlerin und zwei Kunstsammler, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Umgeben von ihren Gemälden erzählen sie uns in Dallas, Genf und Studen bei Biel, was ihnen ihre Amiets bedeuten.
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Badenfahrt - Fest vereint
Rolf Lang
Schweiz
78′
Alle zehn Jahre versetzt eines der grössten Volksfeste der Schweiz die Kleinstadt Baden in einen positiven Ausnahmezustand. Was motiviert unzählige Menschen in den verschiedensten Vereinen, die «Badenfahrt» mitzugestalten und einen unglaublichen Einsatz zu leisten? Der 78 Minuten lange Dokumentarfilm «Badenfahrt - Fest vereint» zeigt die Emotionen derjenigen, die das Fest auf die Beine stellen. Es herrscht Feel-good, was sich auch auf den Film überträgt. Er ist ein Plädoyer für Freiwilligenarbeit, für Vielfalt, Rolf Lang zeigt, was man gemeinsam Positives bewirken kann.
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Beyond Boobs
Stéphane Correa und Kristen Vermilyea
Schweiz
52′
Brüste. Melonen. Bazookas: Die amerikanische Regisseurin Kristen Vermilyea hat grosse Brüste, Nacken- und Rückenschmerzen und Gleichgewichtsprobleme.
 Ihr Entschluss, eine Brustverkleinerung vornehmen zu lassen, wirft Fragen über Identität, Alterung und Körper auf. Kristen begibt sich auf eine Reihe von verrückten und humorvollen Abenteuern, bevor sie sich unters Messer legt. Englische Sprachversion ohne Untertitel
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Blind Date (1997)
Samir Jamal Aldin, Christoph Schaub, Anka Schmid, Blaise Piguet, Bianca Conti Rossini, Heikki Arekallio und Antoine Plantevin
Schweiz
97′
7 Kurzfilme von 7 Regisseur:innen, die sich um die schönste Sache der Welt drehen, um die Schmetterlinge im Bauch, die feuchten Hände im beim ersten Treffen, um all das völlig Überraschende, das so passieren kann, wenn man sich auf ein Blind Date einlässt. Einfach so Christoph Schaub (Schweiz, 1997, 14 Min.) Bei einem Blind Date hat Angela an alles gedacht: sie wird etwas früher im Restaurant sein, um sich den fremden Mann genau anschauen zu können. Zur Beruhigung nimmt sie ihren treuen Hund Zacki mit. Der unbekannte Mann lässt jedoch lange auf sich warten und so nehmen die Missverständnisse ihren Lauf... Glücklicherweise ist aber Zacki da, der sie aus einer ungemütlichen Situation rettet und ihr hilft, ihren Traummann zu finden. Le chevalier à la rose Blaise Biguet (Schweiz, 1997, 17 Min.) Sepp, ein junger Bauernsohn, will weder von der Montendon-Tochter noch von arrangierten Eheschließungen etwas wissen. Gegen den Rat seiner Eltern kontaktiert er eine Partnervermittlungsagentur und will sich mit seinem ersten Rendez-vous, Rosa, in Lausanne treffen. Während der Zugfahrt begegnet er merkwürdigen Leuten, die sich sehr für ihn zu interessieren scheinen... Little Sister Anka Schmid (Schweiz, 1997, 16 Min.) Lisa, eine junge schüchterne Postbeamtin, lebt zurückgezogen in ihrer Welt. In Herzensangelegenheiten steht es bei ihr nicht zum Besten, Mona, ihre Schwester, gibt eine Annonce in einer Zeitung für sie auf. Lisa ist von dieser Einmischung in ihr Privatleben gar nicht begeistert, doch die Tatsache, dass sich 17 Männer für sie interessieren, ist verlockend. Angélique Samir (Schweiz, 1997, 11 Min.) Alessandro glaubt seinen Augen nicht zu trauen, als er die Schönheit und den Sexappeal der Frau bemerkt, mit der er ein erstes Rendez-vous in einem Cafe hat, Dieser Frau kann er unmöglich gegenübertreten, und er flieht in einem unbemerkten Augenblick. Doch Angelique weiss, was sie will und lässt sich nicht so leicht abschütteln. Sie verfolgt ihn durch die ganze Stadt bis hinauf auf das Dach seines Wohnhauses. Alessandro will sich hinunterstürzen... Joyeux Noël Bianca Conti Rossini (Schweiz, 1997, 11 Min.) Am Weihnachtsabend fragt sich Annie, ein kleines Mädchen mit blühender Phantasie, wer wohl der unbekannte Mann ist, den ihre Mutter Lise zum Nachtessen eingeladen hat. Und wenn es nun der Mörder ist, der sich in der Stadt herumtreibt und alleinstehende Frauen umbringt? Allmählich kriegt es auch die Mutter mit der Angst zu tun und die beiden verlieren die Nerven, als es klingelt. Wer steht vor der Tür? L'hacienda du bonheur Heikki Arekallio (Schweiz, 1997, 12 Min.) ln ihrer grauen, tristen Sozialwohnung träumt Silvia vom Leben der reichen Helden der Vorabendserie «L’Hacienda du Bonheur», die sie sich mit ihren beiden Kindern Johnny und Pamela täglich anschaut. Um einen Mann nach dem Vorbild eben dieser Helden zu finden, entschliesst sie sich, eine Annonce in einer Zeitung aufzugeben... Les voies du Seigneur Antoine Plantevin (Schweiz, 1997, 16 Min.) Schwester Angelique betet inbrünstig für die Ankunft von Rinalde, ein Häftling auf Urlaub, den sie sehnlichst erwartet, der jedoch Verspätung hat. Die Mutter Oberin, die sie dabei in der Kapelle überrascht, rät ihr eindringlich, sich vor den Männern in acht zu nehmen, es wären Perverse, die ihre Unschuld ausnützen könnten. Schwester Angelique hört der Oberin aufmerksam zu, als sie aber das Motorrad von Rinalde hört, eilt sie ihm freudig entgegen. Möge der Herr mit ihr sein.
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Borges - Los libros y la noche (2000)
Tristan Bauer
Argentinien
82′
Um den hundertsten Geburtstag von Jorge Luis Borges zu feiern, hat Tristán Bauer einen ausgesprochen anregenden Filmessay gestaltet: Gekonnt, respektvoll und poetisch vermischt er Archivdokumente, Gespräche und Fotos zum Leben des Schriftstellers, die Borges' politische Haltung, seine Probleme mit dem Perón Regime und seine internationalen Erfolge widerspiegeln. Tristán Bauer beschränkt sich nicht auf eine Historikerarbeit, er rekonstruiert nüchtern und subtil die Welt des Schriftstellers: unendliche Brunnen der seltsamen Bibliothek von Babel, zahlreiche Gänge, Kreise, Spiegel, Treppen und Sechsecke. Auf der Suche nach Borges' Welt und nach ihrer Fiktion gelingt es ihm, die Atmosphäre der Gedichte und Geschichten, der literarischen und metaphysischen Obsessionen des Schriftstellers wiederzugeben. Der Film handelt in Dokumentar- und Spielfilmsequenzen vom Leben und Werk von einem der bedeutendsten spanischsprachigen Schriftsteller, und stellt Archivdokumente der faszinierenden Welt unendlicher Bibliotheks- und Bücherlabyrinthe gegenüber. Walter Santa Ana spielt die vom argentinischen Schriftsteller geschaffene Figur, die niemand anders als Borges selbst ist.
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Crossing the Dust (2006)
Shawkat Amin Korki
Irak
73′
In seinem Spielfilmdebüt zeichnet Shawkat Amin Korki (Kick Off) ein sensibles Bild des Tages von Saddams Husseins Fall aus der Sicht zweier kurdischer Freiheitskämpfer (Peshmerga), die auf der Strasse einen kleinen, weinenden, arabischen Jungen treffen. Der erste, der sich an seinen eigenen Bruder erinnert, hat Mitleid und will ihm helfen, während sich der andere zunächst weigert, einzugreifen. Unglücklicherweise heisst der Junge auch noch Saddam.
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Das Mädchen mit der Hutschachtel (1927)
Boris Barnet
Russland
93′
Findet man das kleine Glück in der grossen Stadt? Die junge Hutmacherin Natascha, die mit ihrem Grossvater in einem winterlich eingeschneiten Vorort lebt, muss mit dem Zug vom Dorf nach Moskau pendeln, um ihre Kreationen im Hutladen der extravaganten Frau Irene abzuliefern. Diese führt Natascha gegenüber der Verwaltung als Untermieterin, um mehr Wohnraum beanspruchen zu können. Der tollpatschige Bahnbeamte umwirbt das reizende Mädchen vom Land mit seinem hinreissenden Lächeln. Sie aber geht eine Scheinehe mit dem Provinzler Ilja ein und verschafft ihm so ein Zimmer in Moskau. Mit einem scheinbar wertlosen Lotterieschein, den Irenes Gatte Natascha überlässt, werden die Verstrickungen turbulent. Stilsicher und sozialkritisch beschreibt Boris Barnet die Kontraste zwischen Stadt und Land und die neuen Lebensumstände in Moskau. Drei grosse Schauspieltalente, Anna Stén, Iwan Kowal-Samborski und Wladimir Fogel, bilden das Dreieck der Beziehungen. Ursprünglich als Vehikel zur Bewerbung der Staatslotterie bestellt, machte der Film das Studio reich und das Regie-Naturtalent Boris Barnet als Begründer der lyrischen Komödie berühmt.
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Delwende (2005)
S. Pierre Yameogo
Burkina Faso
86′
Ganz der schnörkellosen, direkten Erzähltradition des westafrikanischen Kinos verpflichtet, erzählt S. Pierre Yaméogo in seinem fünften Spielfilm von Männerherrschaft, dem Diktat des Brauchtums und dem Aufbegehren einzelner Frauen. Die ersten Einstellungen führen in ein Dorf, ein Fest wird gefeiert, Frauen tanzen und die junge Pougbila erweckt Begehrlichkeit unter den Männern wie Neid bei den Frauen. Denn die 16jährige ist von üppiger Schönheit und zudem Tochter eines der mächtigen Dorfältesten. Doch dann wird das Dorf von Unheil heimgesucht: Täglich sterben Kinder, Angst geht um. Als Pougbila ihrer Mutter gesteht, dass sie vergewaltigt wurde, scheint dieses Delikt vernachlässigbar, und ohne den Namen des Täters wissen zu wollen, verheiratet ihr Vater sie kurzerhand in ein benachbartes Dorf. Inzwischen führt der Ältestenrat den Tod der Kinder in Missachtung der Radiobeiträge über kursierende Meningitis auf den Fluch einer Hexe zurück und veranstaltet einen magischen Ritus, um die Schuldige zu entlarven. Es trifft Pougbilas Mutter, die, zur Flucht gezwungen, eine entbehrungsreiche Odyssee antritt.
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Die vierte Gewalt
Dieter Fahrer
Schweiz
98′
Die Schweizer Medienlandschaft, einst von erfrischender Vielfalt geprägt, wird aktiv geschrumpft. Qualität im Journalismus und gesellschaftliche Funktion werden reinem Renditedenken geopfert. Der finanzielle Gewinn für die Besitzer soll hoch sein, nicht der geistige Gewinn für die Lesenden. So zumindest auf Konzernebene. Aber es entstehen neue Formen, die mitunter unabhängiger sind als die alten und so mehr zur demokratischen Meinungsbildung beitragen. Der Berner Filmemacher Dieter Fahrer hat einen sehr persönlichen Ansatz gewählt für seine filmische Auseinandersetzung mit der Frage, wie Nachrichten, Berichte und Analysen gemacht werden. Als er 2018 seine Reise durch den Medienkonsum der eigenen Familie unternommen hat, gab es in Bern noch zwei Tageszeitungen. 2021 wurden sie von der Zürcher Tamedia zwecks Gewinnoptimierung redaktionell zusammengelegt und eigentlich nur noch als Etiketten belassen, denn der so genannte Content stammt vom Zürcher Tages-Anzeiger; er wird in Bern unter zwei Berner Namen verbreitet, in Basel unter einem, in der Region Zürich unter diversen. In seinem Film «Die vierte Gewalt» erzählt Dieter Fahrer von einem anderen Medienverständnis und gewährt nahe Einblicke in den Arbeitsalltag beim ehemaligen Berner «Bund», beim «Echo der Zeit» von Radio SRF, dem Onlineportal «Watson» und in die Pflege einer anderen Medien-Idee bei der «Republik». Der Film ist wichtig in einer Zeit, in der Fakten als Fake News bezeichnet werden, Lügen als Wahrheiten verbreitet werden, False Balances den Informationsgehalt prägen und Sparmassnahmen auf den Redaktionen an der Qualität der Publikationen nagen.
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Die weisse Arche
Edwin Beeler
Schweiz
89′
Früher oder später muss jeder an eine Beerdigung. Es sind nicht die angenehmsten Fragen, die dann auftauchen. Wann bin ich dran? Wie werde ich einmal sterben? Der Film stellt sich diesen Fragen. Wer sie zulässt, erfährt Antworten, die vielfältiger sind, Horizonte, die sich weiten. Der Film beschäftigt sich mit Spiritualität, mit Sinn- und Wertfragen. Er thematisiert die begrenzte menschliche Erkenntnisfähigkeit und versucht, bis an deren Grenzen zu gehen.
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Do it (2000)
Sabine Gisiger und Marcel Zwingli
Schweiz
97′
Sechzehn Jahre alt ist der Zürcher Daniele von Arb, als er 1970 mit zwei Freunden eine revolutionäre Zelle gründet und in den bewaffneten Untergrund zieht – die Gruppe taucht ein paar Jahre später in den Akten der CIA unter dem Codenamen «Annebäbi» auf. Daniele
 und seine Genossen versuchten, mit spektakulären Aktionen für ihre Anliegen zu kämpfen. So räumten sie Schweizer Armeedepots aus und belieferten die italienischen Brigate Rosse und die deutsche RAF mit Sprengstoff. Erst 1975 flog die Gruppe auf. Zwanzig Jahre später ist Daniele von Arb nach mehrjähriger Haftstrafe ein erwachsener Mann, der als Wahrsager und Zukunftsforscher arbeitet. Mit einer guten Mischung aus Ironie und Ernsthaftigkeit rollen Sabine Gisiger («Yalom's Cure») und Marcel Zwingli den Fall auf und werfen einen kritischen Blick auf linken Extremismus, ohne dessen Anliegen abzuwerten. Mit exklusivem Archivmaterial und Zeitzeugeninterviews bietet «Do It» eine humorvolle und spannende Rückschau auf ein Stück Zürcher Geschichte.
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Ecuador
Jacques Sarasin
Ecuador
75′
Im Andenland Ecuador tut sich einiges, ohne dass es draussen in der Welt richtig wahrgenommen würde. Präsident Rafael Correa hat mit seinem Land eine der vorbildlichsten Verfassungen erarbeitet und vom Volk absegnen lassen. Jacques Sarasin schaut hin und lässt uns staunen: Ein Land, das zu sich selber steht. 2007 machte die Regierung unter Präsident Rafael Correa den waghalsigen Vorschlag, das gesamte Erdöl in diesem Nationalpark unter der Erde zu belassen (was 20% der Erdölreserven Ecuadors ausmacht) - unter der Bedingung, dass der ecuadorianische Staat die Hälfte der entgangenen Erträge von der internationalen Gemeinschaft zurückbekommt. Dieses Geld würde in einen Fonds zur nachhaltigen Entwicklung des Landes einfliessen und etwa der Verbreitung erneuerbarer Energien zugutekommen. Konkret würde diese Initiative bedeuten, dass der Welt über 400 Millionen Tonnen in die Atmosphäre ausgestossenes Kohlendioxyd erspart bleiben. Damit würde Ecuador zwar auf mehrere Milliarden Dollar verzichten, dafür aber der Zerstörung eines der vielfältigsten Gebiete der Welt entgegenwirken und damit eindeutig Pionierarbeit leisten. Das Erdöl stellt für den kleinen Andenstaat das wichtigste Exportgut dar - weit wichtiger noch als der hierzulande bekannte Kakao oder die Bananen -, hat dem Land aber auch schon viele Umwelt- und Gesundheitsprobleme sowie Konflikte mit der indigenen Bevölkerung des Regenwaldes beschert. Die ecuadorianische Regierung hängt völlig von den Erdöleinnahmen ab, und insofern ist die Yasuni-Initiative für ein so armes Land wie Ecuador ein ziemlich gewagtes, aber auch mutiges Unterfangen. Rafael Correa ist Protagonist dieses Zeitdokumentes, und er tritt nicht zum ersten Mal in einem Film von Jacques Sarasin auf. Correas Politik wird uns aber auch von anderen Seiten dargelegt: Der gegenwärtige Aussenminister und ehemalige Wirtschaftsminister Ricardo Patiño, der ehemalige Energieminister Alberto Acosta sowie ein versierter Soziologe sind gewichtige Interviewpartner Sarasins. Gemeinsam ist den meisten von ihnen die Suche nach einer neuen Entwicklungsform für Länder wie Ecuador, die im Weltmarktgeschehen eine benachteiligte Position einnehmen. Viele von ihnen - ausgenommen der einzigen kritischen Stimme im Film vom Präsidenten der Privatbanken Ecuadors - plädieren für das etwas vage Konzept des «Sozialismus des 21. Jahrhunderts», ein Begriff, der vor allem durch Hugo Chávez in Venezuela bekannt wurde. Damit soll ein neues Gesellschaftsmodell ausgehandelt werden, in dem der Mensch und die Natur dem Kapital übergeordnet sind.
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Eduardo Falú (2009)
Oliver Primus Arno Oehri
Argentinien
81′
Das ist ein poetischer Reisebericht zur einzigartigen Musik des argentinischen Maestro Eduardo Falú (1923 - 2013) und gleichzeitig ein lebensnahes Portrait dieses grossartigen Musikers. Ausgehend von seiner speziellen Beziehung zur Landschaft im Nordwesten Argentiniens, zu seiner Heimatstadt Salta, zu den weiten Ebenen der Pampa, zum hochaufragenden Gebirge der Anden mit seinen dramatischen Schluchten, fruchtbaren Tälern und kargen Hochebenen, verfolgt das Filmportrait die Stationen seines Lebens und seiner Karriere.
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El rey de San Gregorio (2006)
Alfonso Gazitúa Gaete
Chile
80′
"El rey de San Gregorio" ist eine Geschichte über die reine und schlichte Liebe. Alfonso Gazitúa Gaete erzählt aus dem Leben von Pedro Vargas - der sich selber spielt -, einem 30 Jahre alten Mann, der im Viertel San Gregorio wohnt und sowohl physisch als auch psychisch benachteiligt ist, da er eine leichte Behinderung aufweist. Dies hält ihn jedoch nicht davon ab, die Hauptfigur dieser wunderschönen Liebesgeschichte zu sein, zusammen mit seiner Prinzessin Cati, die psychisch schwer behindert ist und die Pedro über alles liebt und verehrt. Wie in allen Liebesdramen gibt es auch in diesem Film Gegner, die die Liebesbeziehung verhindern wollen. Pedros Mutter Maria fällt es schwer zu akzeptieren, dass ihr Sohn verliebt ist. Und dann ist da auch noch Catis frustrierte Schwester Marta, die sich davor fürchtet, dass Pedro ihre Beziehung zu ihrer Schwester gefährden könnte. Trotzdem kämpft Pedro dafür, mit seiner Prinzessin zusammen zu sein, wobei er auf Gott vertraut und auf die weisen Ratschläge von Juan, einem alten Mann, der ihm beibringt, an die Liebe zu glauben. DARSTELLENDE Pedro Vargas als Pedro, spielt sich selbst. Der 30-jährige Petro Vargas lebt mit einer leichten geistigen und körperlichen Behinderung im Quartier San Gregorio in Santiago de Chile, wo er als „der König“ bekannt ist. Sensibel, romantisch und optimistisch, wünscht er sich sehnlichst, die intensive Liebe zu leben, die ihn mit Cati verbindet. Cati, die Prinzessin (Maria José Parga) Sie ist Pedros Angebetete. Als Folge einer Poliomyelitis im Alter von 3 Jahren lebt sie heute mit einer schweren Behinderung. Das Sprechen fällt ihr schwer. Sie lacht häufig und oft hat man den Eindruck, sie sei mit ihren Gedanken anderswo. Sie wünscht sich nur eines: mit Pedro zusammensein. Maria José Parga ist Schauspielerin.
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Erzähl von Grossmutter (1989)
Djibril Diop Mambéty
Senegal
34′
Djibril Diop Mambéty begleitete und filmte die Dreharbeiten zu Yaaba, dem zweiten Spielfilm von Idrissa Ouédraogo (Burkina Faso, 1989). Ein Dokumentarfilm voller humorvoller Anekdoten über die Gefahren der Dreharbeiten in Burkina Faso.
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Facing Mecca
Jan-Eric Mack
Schweiz
27′
Pensionär Roli hilft dem syrischen Flüchtling Fareed, seine Frau in der Schweiz zu beerdigen. Dabei stossen sie auf unüberwindbare, bürokratische Hindernisse. Doch Roli hat einen Plan.
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Histoires drôles et drôles de gens (1983)
Jean-Pierre Dikongué-Pipa
Kamerun
84′
Populäre Anekdoten und witzige Sketches, die im Kamerun weithin bekannt sind. Ein afrikanischer Geschichtenerzähler erzählt mit viel Humor davon, wie seine Landsleute die Gewohnheiten der Weissen nachahmen. Er bringt mehrere Beispiele vor, um dies zu beweisen. Da ist zum Beispiel ein Junge, der mit einem geöffneten Regenschirm von einem hohen Baum springt, um die Fallschirmspringer aus der Stadt nachzuahmen. Im Epilog sehen wir den Erzählenden, wie er in einem Bistro in Paris ausgelacht wird. Doch auch mit dieser Situation weiss er humorvoll umzugehen.
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Höhenfeuer (1985)
Fredi M. Murer
Schweiz
114′
Unter den Schweizer Bergfilmen ist Fredi Murers «Höhenfeuer» sozusagen das Pièce de résistance: Die Geschichte von der Bauerntochter Belli und ihrem tauben Bruder Bueb, die mit ihren Eltern auf einem Hof über einem jener Bergtäler leben, aus denen es einen in die Höhe drängt, an die Sonne und an einen Ort, an dem es weniger eng wirkt. Die Enge mag sich an den steilen Hängen dann anderswie wieder einstellen, denn sie gehört in dieser Weltgegend offenbar dazu. Ausgerechnet der gehörlose Sohn ist es, der die Familie von Zeit zu Zeit zum Reden bringt, über ihn und seine Eigenheiten und die besonderen Erfahrungsformen. «Höhenfeuer» ist ein Berglerfilm und ein Heimatfilm im besten Sinn des Wortes. Er hat tiefe Wurzeln, die ihn so zum Blühen bringen, dass das, wovon er erzählt, überall verstanden wird. Einsamkeit kennt keine Geografie, aber sie gründet auf engen Voraussetzungen. Ausgezeichnet mit dem Goldenen Leoparden von Locarno wurde «Höhenfeuer» inzwischen in zwei verschiedenen Umfragen zweifach zum Besten Schweizer Film aller Zeiten erkoren.
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Hyänen (1992)
Djibril Diop Mambéty
Senegal
111′
Am 5. Januar 2021 wäre Friedrich Dürrenmatt 100 Jahre alt geworden. Bei uns gibt's einen Klassiker des grossen Dramatikers in Szene gesetzt im Senegal von einem Meister des afrikanischen Kinos in restaurierter Fassung. Die Einwohnerinnen und Einwohner des Dorfes Colobane leben in Armut. Eines Tages kehrt Linguère Ramatou, eine Frau mit einer goldenen Fussprothese, an den Ort ihrer Herkunft zurück, «reich wie die Weltbank». Der Händler des Ortes hat sie einst geschwängert und seine Vaterschaft verleugnet; jetzt will sie Rache nehmen, sich «Gerechtigkeit kaufen»: 100 Milliarden bietet sie den Einwohnerinnen und Einwohnern, um den Händler zu töten. Die weigern sich zuerst - «Wir sind Afrikaner, aber die Dürre hat uns zu keinen Wilden gemacht!» -, erliegen aber nach und nach den Verlockungen des Komforts. Ramatou präsentiert sich als Parabel über Kolonialismus und Konsumismus, deren tückische Ironien sich einfacher Deutung widersetzen. Am Ende, nach vollzogener Tat kommen Bulldozer und machen Colobane dem Erdboden gleich. Die Elefanten ziehen weiter.
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Ken Bugul
Silvia Voser
Senegal
64′
Ken Bugul ist eine Schriftstellerin, die dort lebt, wo ihre Seele zu Hause ist: in Afrika. Ihr Leben verläuft aussergewöhnlich. Der Film von Silvia Voser zeigt uns eine Biographie als Spiegel der Situation aller Frauen und als Reflexion der Beziehungen zwischen Afrika und dem Westen. Ken Bugul wird als eine der hervorragendsten senegalesischen SchriftstellerInnen der französischsprachigen Literatur der letzten Jahrzehnte betrachtet. Ihre Romane sind ein wichtiger und radikaler Bezugspunkt, da sie es versteht, in einem eigenwilligen Stil, eine hochliterarische Sprache mit den Rhythmen, den Ausdrucksweisen und den gedanklichen Grundstrukturen des Wolof, ihrer Muttersprache, dicht zu verweben. «Was Ihr auf französisch in meinen Romanen lest, ist die Art, wie man in meinem Dorf in unserer Sprache Wolof denkt und spricht.» Die persönliche Geschichte der Autorin ist durch die historischen Ereignisse Afrikas geprägt. Sie kommt 1947 in einem isolierten Dorf in Senegal, das noch französische Kolonie ist, zur Welt. Ihr Vater ist bei ihrer Geburt 85 Jahre alt. Als Ken Bugul fünfjährig ist, verlässt die Mutter den Haushalt. Diese Erfahrung des Verlassenwerdens ist grundlegend. Sie fühlt sich nicht geliebt, ist aber voller trotziger Entschlossenheit und strebt nach Freiheit. Als erstes Mädchen ihrer Familie geht sie zur Schule und hat ausgezeichnete Noten. 1971 fliegt sie nach Europa, um weiter zu studieren. Wie sie in ihrem ersten Roman «Die Nacht des Baobab» schreibt: «Während zwanzig Jahren habe ich nur ihre Gedanken und ihre Gefühle gelernt. Ich hoffte, mich mit ihnen zu amüsieren, aber ich wurde enttäuscht: ich habe mich mit ihnen identifiziert, sie aber identifizierten sich nicht mit mir.» Silvia Voser führt uns mit Feingefühl in dieses geheimnisvolle und bewegte Leben. Sie lässt eine mutige und verletzliche Ken Bugul selber zu Wort kommen, und evoziert das Leben einer Künstlerin, deren Werk uns zu einem neuen Blick auf eine Welt voller komplexer Beziehungen verhilft.
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Kick Off (2009)
Shawkat Amin Korki
Irak
81′
Das Fussballstadion in Kirkuk, dem kurdischen Norden Iraks, ist der Hauptschauplatz des neusten Spielfilms von Shawkat Amin Korki. Hier haben sich die verschiedensten Familien eingenistet, um darauf zu warten, dass sich ausserhalb des Stadions das Leben wieder normalisiert. Ihr improvisierter Alltag ist zur Normalität geworden. Ein zärtlicher Film über einen explosiven Zustand, eine Komödie, die die Tragödie erst richtig zeigt. Jede Minute eine Kostbarkeit Der Irak, ein Filmland? Das würde man kaum sagen, denn man weiss: Das Land hat schwere Zeiten hinter sich und diese alles andere als überwunden. Umso erstaunlicher wirkt der kleine Film Kick Off aus dem nördlichen Kirkuk, der Hauptstadt der kurdischen Bevölkerung. Der Kurde Shawkat Amin Korki, der bereits mit seinem Erstling Crossing the Dust Aufsehen erregt hat, inszeniert in einem ausgedienten Fussballstadion ein Stück Gegenwart, in dem die Realität Komödie spielt und die Menschen auf eine Zukunft warten, die vielleicht einmal kommt und vielleicht auch nie. Die Gegenwart ist alles, was sie haben, jede Minute eine Preziose, denn schon die nächste kann die letzte sein. Das gilt ja eigentlich überall auf der Welt und für alles Leben, aber hier und in diesem Stadion, das zum Lebensraum einer bunten Menschengruppe geworden ist, ganz besonders intensiv und verrückt. Der Film Kick Off hatte seine Premiere im reichen südkoreanischen Pusan, einer Millionenstadt mit einem der wichtigsten Filmfestivals der Welt und Shopping-Malls als Veranstaltungsorten. Gerade in diesem konsumorientierten Umfeld packte die mit spärlichsten Mitteln äusserst subtil erzählte Geschichte, weil ihr Autor uns nichts vormacht. Korki hat sich für Schwarzweiss als Hauptfarbe entschieden und darin einzelne Tupfer eingebaut, die mit zum Charme seiner stillen Komödie gehören und zum Spiel, das er sich erlaubt. Es ist, als würde er uns bedeuten: Verliert nur zwei Dinge nie im Leben: Die Liebe und den Humor. Auch wenn alles zum Verzweifeln ist. Walter Ruggle
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Kosh ba Kosh (1990)
Bachtiar Chudonasarow
Tadschikistan
92′
Mira, eine junge Frau aus Russland, kommt nach Duschanbe, der Hauptstadt von Tadschikistan, um ihren Vater zu besuchen, einen Spieler, der oft verliert und schliesslich sogar Mira an einen alten Mann verspielt. Doch Daler, ein junger Mitspieler, verliebt sich in Mira und entführt sie ganz einfach in seine ziemlich schräge Welt. Daler ist nämlich Chef der örtlichen, durch und durch vergammelten Luftseilbahn. Seine verblichenen gelben Kabinen taugen für jede Fracht: Touristinnen und Touristen genauso wie für Heu, Bierkisten, Diebesgut und sogar als Liebeslaube für luftige Schäferstündchen. Für Mira arrangiert Daler ein romantisches Picknick, schwebend zwischen Himmel und Erde. Und so beginnt auch schon die Liebesgeschichte von Mira und Daler. Wenn der Film endet (nicht aber die Liebe), wird Mira eine fremde, manchmal auch exotische Welt kennengelernt haben. Sie wird einen Bürgerkrieg gesehen haben. Sie wird ihren Vater in den Tod begleitet haben und Daler auf dem Weg in ein neues Leben. Walter Ruggle
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La danse du singe et du poisson (1994)
Pierre-Alain Meier
Kambodscha
42′
Sieben Mädchen, die zwischen vier und siebzehn Jahren alt sind, spielen im kambodschanischen Film „Das Reisfeld“ sieben Schwestern, die, von einem Tag auf den andern auf sich alleine gestellt, vielen Hindernissen trotzen und die grosse Reisernte einbringen müssen.
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La nostalgie de la campagne (1995)
Dang Nhat Minh
Vietnam
112′
Der siebzehnjährige Nhâm lebt mit seiner Mutter, seiner kleinen Schwester und der Schwägerin Ngu zusammen in einem abgelegenen Dorf in Vietnam. Sein Vater ist im Krieg gefallen, sein Bruder ist fortgezogen, um irgendwo Arbeit zu finden. Die drei arbeiten Tag für Tag in den Reisfeldern. Zwischen Nhâm und Ngu keimt eine stille, tiefe Beziehung. Doch die schöne Quyen, die jahrelang in den USA gelebt hat und nun wenn auch nur für eine kurze Zeit ins heimatliche Dorf zurückkehrt, verdreht Nhâm den Kopf. Quyen scheint Nhâms wachsende Bewunderung nur am Rand und die wortlose Eifersucht Ngus überhaupt nicht wahrzunehmen. Gleichzeitig begegnet sie ihrer einstigen Heimat und ihren idyllischen Erinnerungen mit Wehmut, aber auch mit zunehmender Distanz. Dang Nhat Minh hat uns in diesem Film auf eine wunderschöne Art und in Form einer sanft erzählten Liebesgeschichte den Blick auf seine vietnamesische Heimat geöffnet, in der nach den Jahrzehnten des Krieges der normale Alltag des Friedens sich wieder einstellt und sich ganz gewöhnliche Beziehungen bilden. Gleichzeitig ist die Geschichte im Sinn von Historie natürlich auch in den Geschichten der einzelnen Menschen auf unterschiedliche Weise präsent. Walter Ruggle
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Le serviteur de Kali (2002)
Adoor Gopalakrishnan
Indien
88′
Kaliyappan ist der Henker des Maharadscha von Travancore. Er wohnt am Rande eines kleinen Dorfes in der prachtvollen Landschaft von Kerala. Seit Generationen lebt seine Familie von den Vergünstigungen, die ihr der Maharadscha nach jeder Hinrichtung gewährt. Doch diese werden immer seltener, und Kaliyappans Familie lebt im Elend. Paradoxerweise ist der alte Henker, der Erfüllung eines zum Fluch gewordenen Auftrags müde geworden, auch ein Heiler. Adoor Gopalakrishnan gehört zu den zentralen Figuren im indischen Kino und zu den herausragenden Filmschaffenden aus Kerala, dessen Filmkultur er zusammen mit Shaji Karun ganz wesentlich prägt. Sein Film «Le serviteur de Kali» ist eine Fabel, die auf realen Fakten fusst. Die erste Einstellung zeigt einen alten Henker, der seine Hände betrachtet. Er hegt Schuldgefühle wegen der letzten Hinrichtung und hat Angst vor der nächsten. Als er erneut den Befehl für eine Urteilsvollstreckung erhält, fühlt Kaliyappan sich elend, taumelt umher und trinkt, um seine Gewissensbisse und seine jämmerliche Lage zu vergessen. Als ob der Alkohol die Verantwortung aufheben und den Scharfrichter ersetzen könnte. Der Sohn wird das Urteil vollstrecken, der über der Familie drohende Fluch lässt sich nicht abwenden. Am Ende sind die Schatten des Umzugs die düsteren Schatten eines endlosen Trauergefolges, es sei denn, sie wären die Schatten der Höhle: «Der Film erforscht die unbekannten Räume des Bewusstseins, des Realen und des Imaginären.». Eine verborgene Perle des Kinos.
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Les hommes du port (1994)
Alain Tanner
Schweiz
67′
Es ist, als würden sie ein Orchester dirigieren, die Hände der Docker von Genua. Dabei dirigieren sie den Kranführer, der die schweren Container aus- und einlädt. Im Alter von 17 Jahren war der Genfer Filmemacher Alain Tanner auf der Flucht vor der Sesshaftigkeit nach Genua gereist und hatte für eine Reederei gearbeitet. In seinem traumhaft sanften Essay kehrte er vierzig Jahre später zurück und dachte über beobachtete Veränderungen im Arbeitsleben und beim Filmen nach. Entstanden ist eine Bilder-Ode an den Hafen von Genua, seine Menschen, ihre Arbeit, ihr Verhältnis zur Arbeit, ihre Solidarität - untermalt von Arvo Pärts «Fratres» und «Tabula Rasa». Ursprünglich hoffte Tanner, den Hafen als Sprungbrett für Fahrten in die weite Welt benutzen zu können. Doch er blieb sesshaft, den Blick auf jenes Meer gerichtet, das später in mehreren seiner Filme wieder auftauchen sollte. «Les hommes du port» wirkt federleicht, trotz der gewichtigen Lasten, die da verschoben werden. Nicht nur Container und Frachtriesen, auch Gedanken zur Arbeitswelt, zum Klima unter den Dockern, die ihre Arbeit vom Vater zum Sohn übertragen und als Freiheit empfinden. Es ist die Würde, die diese Männer ausstrahlen. Es ist ihre Schönheit, die geradezu betörend wirkt, es sind ihre Sätze, wie sie ohne grosse Worte vom Wesentlichen reden. Und wenn dies alles nicht zum nostalgischen Kitsch gerät, so ist es das Verdienst des Filmemachers, der die Erfahrung der Docker mit seiner eigenen Arbeit zu verknüpfen versteht. Auch Tanner redet in der ersten Person, spricht seinen Kommentar selber.
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Looking for Muhyiddin
Nacer Khemir
Tunesien
183′
Ein Mann kehrt in seine Heimat zurück, um seine Mutter zu bestatten. Um ein Versprechen gegenüber seinem Vater einzulösen, macht er sich auf die Suche nach Spuren von Muhyiddin Ibn 'Arabi, dem grossen islamischen Theologen, Mystiker und Dichter des 13. Jahrhunderts. Seine Nachforschungen über Muhyiddins weltoffenen und menschlichen Islam, der heute in Vergessenheit zu geraten droht, führen durch neun Länder und zu vielen Begegnungen, die neue Facetten des grossen Denkers enthüllen. Der tunesische Cineast Nacer Khemir, Schöpfer der «Wüsten-Trilogie» sagt über die Absicht seines Films: «Wenn du neben deinem Vater gehst und er fällt plötzlich hin, das Gesicht im Dreck, was würdest du tun? Du würdest ihm aufhelfen und ihm mit deinem Hemd das Gesicht abwischen. Das Gesicht meines Vaters steht für den Islam und ich habe versucht, mit meinem Film dem Islam das Gesicht sauber zu wischen, indem ich eine offene, tolerante und freundliche islamische Kultur zeige, voller Liebe und Weisheit, einen Islam, der sich von seiner Darstellung in den Medien seit 9/11 unterscheidet. (...) Fundamentalismus und Fanatismus können nicht für den Islam stehen, ebenso wenig wie die Inquisition für den Glauben Jesu steht.» (Interview auf ibnarabisociety.org)
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Los herederos (2008)
Eugenio Polgovsky
Mexico
86′
Aus nächster Nähe verfolgt die Kamera zwei Kinderfüsse, die sich einen Weg durchs Dickicht bahnen. Dann sehen wir, dass die Kinder an einem Ast, der über ihren Schultern hängt, Wasserflaschen zu einem Esel tragen, der ausserhalb des Gestrüpps auf sie wartet. Mit solch eindrücklichen Bildern steckt «Los Herederos» (Die Erben) gleich zu Beginn den Rahmen dieses Dokumentaressays ab, in dem es um Kinderarbeit in Mexiko geht. Im Wald, auf dem Hof, in den Hütten und auf dem Feld - überall sind Kinder, anstatt zur Schule zu gehen, als vollwertige Bauern, Weberinnen, Obst- und Gemüsepflücker an der Arbeit. Ohne ihren Einsatz wäre das Einkommen der Eltern zu klein zum Überleben, und so übertragen sich Analphabetismus, Armut und Ausbeutung von einer Generation auf die nächste. Der junge mexikanische Regisseur Eugenio Polgovsky betrachtet den Teufelskreis in seinem mehrfach preisgekrönten Film mit der Handkamera hautnah und schildert den Alltag und das Schicksal dieser «Erben» . **** Dieser Film hatte am Festival von Venedig 2008 seine Premiere und ist seither von Festival zu Festival eingeladen und eines der stillen Highlights. unspektakulär, einfach hinschauend, betrachtet Eugenio Polgovsky aus Mexico Landarbeiterkinder, die von klein auf arbeiten müssen und so etwas wie eine verspielte Kindheit nicht kennen. Sie schuften auf der Farm, hüten Viehherden, ernten Tomaten, Chilis oder Mais, brennen Tonziegel, weben Stoffe, basteln phantasievolle Alebrijes-Figuren, holen Wasser und passen dabei auch noch auf ihre kleinen Geschwister auf. Das geht seit vielen Generationen so. Die Älteren zeigen den Jüngeren, was zu tun ist, verraten ihre Tricks und vererben ihnen die nötigen Arbeitsgeräte. Jeder Tag ist ein neuer Kampf ums Überleben, Freiräume bietet nur die kurze Zeit vor dem Schlafengehen. Die Kinderarbeiter können nicht zur Schule gehen, weil ihre Eltern auf ihre Mithilfe angewiesen sind. Die fehlende Schulausbildung verhindert jede weitere Zukunftschance. Sie leben inmitten eines Kreislaufs aus Verarmung und Verelendung, aus dem es kein Entrinnen gibt. Es geht Eugenio Polgovsky nicht allein ums Los der Kinder, sondern um die Familien, die unter solchen Bedingungen ihr Leben fristen müssen. In seinem stillen Engagement für seine Protagonisten erinnert Polgovskys Film an frühe sozialkritische Filme Jean Rouchs oder Fernando Birris.
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Love of Fate
Pierre-Alain Meier
Schweiz
88′
Eineinhalb Millionen Syrer sind in den Libanon geflohen. Ihre einzige Hoffnung auf eine dauerhafte Lösung ist an einem Umsiedlungsprogramm teilzunehmen. Zwei Familien stehen kurz vor ihrer Abreise nach Deutschland. Aber das Schicksal greift ein. Eine der beiden Familien wird am Ende nicht ausreisen. Wenn das Schicksal zuschlägt ist kein Ausweichen möglich. Für Krankheiten gibt es Heilmittel, für das Schicksal keine.
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Markus Raetz (2007)
Iwan Schumacher
Schweiz
75′
Die Kunst von Markus Raetz wirkt federleicht und zärtlich beschwingt. Man schaut und staunt und ist verzückt, fragt sich, was einem die Augen mit seiner Hilfe vorzaubern. Iwan Schumacher hält das in seinem Porträt so bewegt fest, dass einem das Schauen und Staunen nie vergehen möchten und man erkennt: Wahrnehmung ist das halbe Leben. Danke, Markus Raetz. Am 14. April 2020 ist der Maler, Bildhauer und Fotograf 78-jährig gestorben. Im internationalen Kunstbetrieb war der Schweizer eine etablierte Grösse. Für den Film von Iwan Schumacher hatte der Berner Künstler erstmals einem Filmteam (Kamera: Pio Corradi) Einblick in sein 40-jähriges Schaffen gewährt. Markus Raetz hat den siebten Sinn für Wahrnehmungen der aussergewöhnlichen Art. Seine Werke verblüffen wie Kunststücke eines Zauberers. Sie hinterfragen unsere Sehgewohnheiten und zeigen uns die Dinge von einer ganz anderen Seite. Bei allem lohnt es sich, mehrmals und genau zu schauen. Bei seinen Überraschungsattacken auf die Sehorgane des Publikums bedient sich der «wohl Klarsichtigste aller Schweizer Künstler» unterschiedlichster Techniken, Materialien und Medien. - Bei filmingo gibt's das verspielt schöne filmische Porträt in der vollen Kinoversion.
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Matlosa (1981)
Villi Hermann
Schweiz
94′
Alfredo ist ein ganz alltäglicher Familienvater, der in einem Tessiner Bergtal aufgewachsen ist und in der Stadt das Glück nicht wirklich gefunden hat. Seit zehn Jahren kehrt er wöchentlich mit seiner Frau und den beiden Kindern ins Bergdorf zurück, um den verbliebenen Rest von Freiheit hier noch zu geniessen. Dabei trifft er auf die alten Bekannten, bastelt am Haus seiner Familie, sammelt Schnecken und geht verträumt den Spuren seiner Kindheit nach. Der «Bauernlümmel» von damals hat sich in der Stadt immerhn zum gehobenen Angestellten hochgedient, sich aber gleichzeitig in diesem menschenfeindlichen Labrinth entfremdet. Er ist heimatlos in der eigenen Heimat geworden. Immer wieder taucht in seiner Erinnerung eine Figur aus der Jugendzeit auf: der Matlosa, ein umherziehender Strassenverkäufer, der für Alfredo zu einer Art Vaterfigur geworden war. Ihn hatte man dem Buben damals weggenommen, an die Grenze gestellt, denn für Vagabunden und sonstige Flüchtlinge hatte man wenig übrig in diesem Land. In seinem ersten Spielfilm «Matlosa» erzählt der Tessiner Filmemacher Villi Herrmann (San Gottardo) zusammen mit Kameramann Carlo Varini nahtlos ineinander geflochten die Geschichten von Alfredos Jugend und seiner Gegenwart, mit Poesie und Ausdauer die einen, hektischer und kühl die anderen. Über eine gesellschaftspolitische Parabel hinausgehend, wagt er einen Blick in das Innere seiner Figur und entdeckt eine Welt voller Träume. Ein aussergewöhnlicher Heimatfilm über den Verlust von Heimat, die Suche nach den Wurzeln und die Überbrückung des Grabens zwischen Erinnerung und Wirklichkeit. Alfredo wird verkörpert von Omero Antonutti, der so bravourös den Vater in Tavianis «Padre Padrone» gespielt hat.
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More than Honey
Markus Imhoof
Schweiz
95′
Mehr als ein Drittel unserer Nahrungsmittel ist abhängig von der Bestäubung durch Bienen. Der Physiker Albert Einstein soll gesagt haben: «Wenn die Bienen aussterben, sterben vier Jahre später auch die Menschen aus.» Markus Imhoof (Das Boot ist voll) war früh mit der einzigartigen Welt der emsigen Insekten vertraut und ist auch heute noch gewissermassen familiär mit ihnen verbunden. War das Bienenhaus seines Grossvaters für ihn als Kind ein magischer Ort, so sind es seine Tochter und der Schwiegersohn, die in Australien ein Forschungsprojekt mit Bienen leiten. Imhoof reiste für seinen Film um die Welt. Er besucht Imker in den Schweizer Bergen, spricht mit Wissenschaftlern, erzählt von der phänomenalen Intelligenz der Bienen und ihrem sozialen Zusammenleben. Dank modernster Kameratechnik sehen wir beeindruckende und einzigartige Bilder von Bienen, das Leben im Inneren eines Bienenstocks oder die Begattung einer Königin in vollem Flug. Bester Dokumentarfilm beim Schweizer Filmpreis 2013.
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mit Bonus
Naturales historiae
Pauline Julier
Schweiz
55′
*** Hinweis: Zu diesem Film gibt es keine deutschen Untertitel*** Der Film beginnt mit einem Vulkanausbruch, der die Regisseurin Pauline Julier in einer fremden Stadt unter Fremden stranden lässt. Diese Fremden beschwören abwechselnd Legenden über die Entstehung der Kontinente, das Aufblühen der tektonischen Platten oder die Explosion der Asche, die Sommer ohne Sonne verursachte.
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Night Train (2007)
Yinan Diao
China
91′
Die 30-jährige Wu Hongyan arbeitet am Gericht der Provinz Shaanxi in China, wo sie als Henkerin zum Tode verurteilte Frauen hinrichten muss. Trotz der makaberen Arbeit steigt Wu Hongyan jedes Wochenende in den Zug und fährt in eine Stadt, wo sie am organisierten Abendprogramm einer Partnervermittlungsagentur teilnimmt. Ihre Liebesabenteuer sind mittelprächtig, bis sie den hübschen Li Jun trifft. Sie weiss jedoch nicht, dass Li Jun der Ehemann jener Frau ist, welche sie als Ietzte hingerichtet hat. Wer das chinesische Filmschaffen über die Jahre hinweg verfolgt hat und insbesondere auch noch jene Zeit, in der die operettenhaften Grossproduktionen von Gnaden der kommunistischen Partei an westlichen Festivals präsentiert wurden, staunt heute nicht schlecht über die unbändige Kraft der Unabhängigkeit, die sich da entwickelt hat. Die jungen Filmschaffenden Chinas pfeifen auf das, was der Apparat sich immer noch vorstellen mag. Sie nehmen ihre Kameras und filmen das Leben. Und einige gehen, wie Yinan Diao, noch viel weiter: Sie blicken hinein in die Abgründe einer Gesellschaft, die einem schier unerträglichen Wandel ausgesetzt ist und irgendwie selber damit fertig werden muss. Yinan Diao hatte bereits das Drehbuch für den lebensdampfenden «Spielfilm» Shower von Zhang Yang geschrieben. Hier legt er seine eigene Regiearbeit vor, die mit zum Packendsten gehört, was uns aus China inden letzten Jahren erreicht hat. Keine Komödie, kein Martial-Art-Märchen mit fliegenden Säbelrasslern, kein Epochengemälde und auch keinen Hauch von Bedienung exotischer Sehnsüchte. Nein: Night Train bietet eine schonungslose Innenansicht Chinas und ist ein Film, der aus sich selber heraus über das Betrachtete erzählt und über die Art, wie sein Autor betrachtet. Man muss sich dieser Betrachtung aussetzen, um zu erleben, wie ein Bildermensch es schafft, eine Atmosphäre der Vereinsamung zu gestalten, eine Welt, in der Frauen und Männer auf der Suche nach Zärtlichkeit sind und die gleichzeitig darauf angelegt ist, ihnen alles Sanfte auszutreiben. Aussen ist da innen, ein zutiefst unterkühltes Zeitbild und ein Kunstwerk in äusserster Konsequenz, kurz: ein Stück Kino, das unter die Haut geht. Walter Ruggle
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Opera Jawa (2006)
Garin Nugroho
Indonesien
115′
Ein Seh- und Hörerlebnis der besonderen Art, ein Gesamtkunstwerk mit Sprengkraft. Der indonesische Regisseur Garin Nugroho, der für die Vielfalt seiner erzählerischen Stile und die mutige Bewältigung umstrittener Themen bekannt ist, hat mit «Opera Jawa» seinen vielleicht klarsichtigsten Film geschaffen. Er feiert darin traditionelle Formen von Gamelan-Musik, Tanz und Performances und verbindet diese mit zeitgenössischen Gesangs- und Tanzstilen sowie mit Drehorten, die moderne Installationskünstler transformiert haben. Dabei hat er eine neue Form des Musicals ins Leben gerufen, eine «Oper für das 21. Jahrhundert». Er adaptiert eine der berühmtesten Geschichten des «Ramayana», des grossen Klassikers der indischen und südostasiatischen Literatur. Es ist die Geschichte eines leidenschaftlichen Liebesdreiecks: Die schöne Siti und ihr Ehemann betreiben eine Töpferei, aber die Dinge laufen nicht so, wie sie sollten, und als ihr Mann Setio fort ist, versucht der mächtige und skrupellose Händler Ludiro sie zu verführen. Siti verfängt sich in den Stricken eines Konflikts. Mit bewundernswerten Leistungen seiner drei Hauptdarstellenden und dazu den Kompositionen des berühmtesten Gamelan-Maestros Rahayu Supanggah, hat Nugroho einen Film geschaffen, dem es auf erstaunliche Weise gelingt, freudig multikulturellen Selbstausdruck zu feiern und zugleich ein Requiem über den Schmerz zu sein. Die Religionsfrage ist auch in Indonesien brisant, einem muslimischen Staat mit starken fundamentalistischen Strömungen. Garin Nugroho ist selbst Muslim, aber in seinem alltäglichen Leben in Yogyakarta gibt es viele andere multikulturelle und religiöse Einflüsse. Die Bilder und Symbole, die in Yogyakarta verwendet werden, stammen oft aus dem Hinduismus, ist der Islam doch noch nicht allzu lange im Inselstaat zu Hause. Nugroho wehrt sich dagegen, dass die Regierung die Religion als politisches Mittel einsetzt. Nugroho feiert die visuellen und akustischen Dimensionen des Kinos. Kino, das sind Bilder, das sind Bewegungen, ist die Erzählung. Drei Dimensionen, die er mit all ihren ästhetischen Mitteln ausschöpft. Farben und Lichter charakterisieren jede der Szenen, verleihen ihnen atmosphärische Dichte und dem Geschehen bei aller Härte Zärtlichkeit und Harmonie. Die Erzählung ist von Musik beseelt. Gefühle der Figuren oder Kommentare des Chors werden durch den Gesang zum Ausdruck gebracht und zeugen von den durchlebten Prüfungen. Durch den Tanz erst kommt die Sinnlichkeit zum Ausdruck, die Gefühlswelt und das Umherirren, das Zweifeln der Helden. Die Musik ist in Form des Gamelanorchesters nicht nur hörbar: sie ist auch sichtbar und damit Teil des visuellen Konzepts. Diese aus Glockenläuten, Perkussionen und Gongs zusammengesetzten musikalischen Formen stammen aus Jawa und aus Bali und sind bewusst und nachdrücklich ins Bild gesetzt.
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Paraiso (2009)
Hector Galvez
Peru
89′
Paradiesgarten heisst das Armenviertel in Lima, in dem Héctor Gálvez seinen Filmerstling angesiedelt hat. Er zeigt uns darin eine Jugend, deren Perspektiven begrenzt scheinen und die dennoch von einer Zukunft träumt und von einem Weg. Joaquín, Antuanet, Sara, Lalo und Mario sind die Helden des Films, in dem Gálvez eine einfache und gerade deshalb auch universell verständliche Sprache pflegt. Héctor Gálvez, der Regisseur von Paraíso, hatte den Auftrag, in diesem Quartier von Lima ein Videoatelier zu organisieren. Vor Ort fand er Jugendliche vor, die ihrem sozialen Elend entfliehen wollten und deren Begegnung ihn nachhaltig beeindruckte. Aus den Gesprächen entstand das Drehbuch zu seinem ersten Film. Er hat bei dessen Umsetzung auf einen Realismus gesetzt, bei dem seine Nähe und Sympathie zu den einzelnen Figuren in jeder Einstellung spürbar ist. Wir folgen Jugendlichen in ihrem Alltag mit den Kumpels, den Familien. Einzelne gehen zur Schule, andere versuchen hier und dort ein paar Soles zu verdienen in Gelegenheitsarbeiten, die nirgendwohin führen. Selbst wenn sie sich manchmal kleinere Schelmereien erlauben, spürt man, dass sie eigentlich völlig aufrichtig sind. Die Mütter werden nachts in ihren Häusern immer noch von den Albträumen des Bürgerkriegs heimgesucht, während die Männer und Väter auffallend abwesend sind. Da gibt es keinen Miserabilismus, keinen Paternalismus in diesem überzeugend realistischen Zeugnis, im Gegenteil: Der Regisseur schenkt die Würde nicht nur den Menschen im Jardínes del Paraíso sondern auch der Jugend in allen Vororten und Armenvierteln der Welt.
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Passagen (1972)
Fredi M. Murer
Schweiz
44′
H.R. Giger wurde weltberühmt als Gestalter der Figuren des Spielfilms ALIEN von Ridley Scott. In dieser lange Jahre davor entstandenen Dokumentation über H.R. Gigers Werk steht der schöpferische Prozess des Künstlers und das Wechselspiel zwischen bewussten und unbewussten Einflüssen im Mittelpunkt. In Statements von Experten und Zeitgenossen wird die Frage nach der Stellung des Künstlers und seiner gesellschaftlichen Verantwortung behandelt.
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Piravi - Geburt (1988)
Shaji N. Karun
Indien
108′
Der indische Spielfilm "Piravi" erzählt von einem Vater, der mit Frau und Tochter auf die Rückkehr seines Sohnes wartet. Ein Film, der in sich ruht, der uns wundersam den Fluss der Zeit vor Augen führt. "Du bist ungeduldig, Vater", meint die Schwester von Raghu, der seine Heimkehr angekündigt hatte und auf sich warten lässt. Und sie fährt lakonisch fort: "Ein Tag früher oder später". - "Piravi" (Geburt) vom Inder Karun Shaji ist einer jener Filme, in denen sich die Zeit in einer anderen Dimension zu entfalten scheint als derjenigen, die unseren Alltag prägt. Hetze, Hektik, Nervosität, Ungeduld und daraus resultierende Gereiztheit: Das sind Fremdwörter in jenem Flecken Welt, an dem Raghus Familie wohnt. Wenn der Vater sich zur Busstation aufmacht, um seinen Sohn zu begrüssen, so ist das allein schon eine kleine Reise, die er unternimmt. In ihrem Zentrum steht die kurze Bootsfahrt über den Fluss, ein sinnbildliches Übersetzen von einem Ufer zum anderen, eine Bewegung des Lebens. Raghu, der Sohn, kommt nicht. Er trifft am ersten Abend nicht ein, und auch nicht an den folgenden Tagen. Allmählich tauchen Gerüchte auf, er sei in der Stadt verhaftet worden, weil er sich an seiner Fakultät politisch unvorsichtig geäussert habe. Der Vater verdrängt den Gedanken daran, dass seinem Sohn etwas zugestossen sein könnte, bis er dann doch aufbricht und eine kleine Weltreise unternimmt: die Fahrt in die grosse Stadt. Das alles, der ganze Handlungsfaden, spielt in Shajis Film eine zweitrangige Rolle. Im Zentrum steht eine meditative Form, in der selbst der Monsunregen seine Schönheit zurückgewinnt. Man spürt es in jeder Einstellung, dass der junge indische Regisseur als Kameramann ausgebildet wurde und als Kameramann gearbeitet hat, denn jedes einzelne Bild ruht gewissermassen in sich selbst, trägt jene Stimmung mit, die den ganzen Film, diese liebevolle Suche nach der ungebrochenen Familienbande prägt. Aus den monochron reich wirkenden Bildern, die alles Grelle meiden, wachsen die verblüffendsten, bisweilen kontrapunktisch gesetzten Töne; ihnen schenkt Shaji eine ebensowichtige Bedeutung und sehr viel Aufmerksamkeit. Sein Film singt uns ein mehrstimmiges Lied von innerer Ruhe, stimmt eine Wassermusik an, auf der wir gleichsam dahingleiten. Und gleichzeitig thematisiert er unaufdringlich ein inneres Gefälle in einem Staat wie Indien, der von kolonialen Spuren unauslöschlich geprägt ist, in dem der Gegensatz zwischen Land und Stadt immens ist. Das politische ist immanent. Shaji führt uns dies in wenigen, dafür präzis komponierten Einstellungen vor Aug und Ohr, in einer Filmsprache, die wie ihre Handlung auf falsche Hektik verzichtet und mit sanften Impulsen sich auf dem Fluss des Lebens bewegt, eines Lebens, das im Auszug aus dem Upanishaden, einem heiligen indischen Text, im Prolog als stetig wiederkehrendes existiert, in dem der Tod Anfang bedeutet, das Wasser Leben. Walter Ruggle
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Pizza Bethlehem
Bruno Moll
Schweiz
84′
Im Zentrum von Bruno Molls Film PIZZA BETHLEHEM, der an den Solothurner Filmtagen 2010 von Publikum und Medien als Highlight gefeiert wurde, stehen neun junge Frauen des FC Bethlehem. Das Team spiegelt die ethnische Zusammensetzung des Berner Quartiers, in dem die Mädchen leben, der Film betrachtet beschwingt, liebe- und humorvoll den Alltag der jungen Frauen in Schule, Liebe, Beruf und Familie - und er lässt natürlich den Frauenfussball leben. Moll fragt nach dem Selbstverständnis seiner Fussballerinnen, nach ihren Träumen und Ängsten, fragt nach Religion, Ausbildung und Liebe. Was heisst es, fremd sein im Land, in dem man aufgewachsen ist, wo man sich zuhause fühlt? Der Filmemacher hat - einmal mehr - eine Vertrautheit erreicht, die alles andere als selbstverständlich ist und die einen hier mitunter vergessen lässt, dass diese 15- bis 16-jährigen Mädchen keine Filmprofis sind und ganz einfach sich selber darstellen. Marie, Agime, Rosa, Elmaze und die anderen sind so überzeugend und frisch, weil sie im besten Sinn sich selber und bei sich selber sind und sein können, in den eigenen vier Wänden, beim Shoppen, mit Freundinnen, auf dem Fussballfeld. So ist ein faszinierendes, lebendiges und vielschichtiges Porträt entstanden vom anderen Jungsein mitten in der Schweiz. Diese ist unübersehbar ein Imigrationsland, auch wenn das Einzelne, deren Vorfahren hier vor gar nicht langer Zeit eingewandert sind, nicht wahrhaben wollen. Moll bringt die Elemente, die er auf immer wieder überraschende ja verblüffende Art aufgenommen hat, in einen Fluss, auf dem dringliche Fragen erkennbar werden. Das geschieht geradezu nebenbei, so dass sein Film sowohl Erwachsene wie Jugendliche ansprechen kann und Einsichten bietet ins Leben gleich nebenan um die Ecke. Die Juniorinnen des FC Bethlehem: Marie Bonvin Alessandra Caradonna Natâsa Milankovic Agime Murina Yolanda Oluoma Daria Palandrani Rosa Pedro Elmaze Sinani
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Que tan lejos (2006)
Tania Hermida
Ecuador
91′
Ecuador und die Anden bilden das wunderbare Dekor für dieses Roadmovie, in dem zwei junge Frauen unterwegs sind nach Cuenca, der friedlichen Gartenstadt im Süden. Esperanza kommt aus Spanien und reist durch Ecuador auf der Suche nach Entdeckungen und auf den touristisch empfohlenen Spuren. Teresa studiert in Quito, der Hauptstadt Ecuadors. Sie macht sich auf den Weg, ihren Geliebten in Cuenca daran zu hindern, eine andere Frau zu heiraten. Unterwegs lernen die beiden, die der Zufall im Bus zusammenbringt, einander und zwei sehr unterschiedliche Männer kennen. Sie durchqueren die halluzinierende Bergwelt Ecuadors und fahren an die Küste, weil ein Streik den Verkehr lahmgelegt hat. Qué tan lejos ist ein anregender Film über das Reisen, das Unterwegssein und über Begegnungen zwischen Menschen. Ein Vergnügen für Reisefreudige. Vom schönen Reiz des Reisens Qué tan lejos ist eine ecuadorianische Redewendung um auszudrücken: Wie weit noch. Das Ecuadorianische und das Spanische sind zwei der Motive, die sich durch den Film von Tania Hermida ziehen in Gestalt von zwei Frauen unterschiedlicher Herkunft. Die eine kommt aus Europa nach Lateinamerika und will hier mit dem «Lonely Planet» im Rucksack eine andere Welt entdecken. Die andere lebt hier und mag es nicht, wenn man ihr Land nur in jenen Klischees betrachtet, die die Reisebücher verbreiten. Die beiden sprechen die gleiche Sprache, aber schon in ihrer Art der Aussprache ist selbst für jene, die nicht Spanisch sprechen, der Unterschied erkennbar. Über die Wahrnehmung der Unterschiede und übers Akzeptieren, dass es sie gibt, kommen sie sich im Verlauf ihrer Reise näher und kommen sie gemeinsam weiter. Tania Hermida hat mit Qué tan lejos den erfolgreichsten Film in ihrer Heimat gedreht. Die Filmerin lässt uns darin sinnieren über das, was wir so treiben, wenn wir unterwegs sind. Ihr Film strahlt bei aller Unaufgeregtheit eine wohltuende Natürlichkeit aus, bis in die kleinsten Details hinein. Einzigartig, wie sie die Orte und die Landschaften zeigt, frei für ihre Figuren, natürlich und künstlich in einem, aussen und innen. Nicht nur Ecuador ist eine Reise wert, der Film ist es auch. Tania Hermida führt uns nicht zuletzt vor Augen, dass sich ein Land am besten neben den Postkartenbildern entdecken lässt, durch Wachheit auf das, was sich einem zeigen kann. Sie plädiert für ein Reisen, das offen ist für die kleinen Zeichen des Alltags. Die finden sich ganz einfach - und einfach überall. Walter Ruggle
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Quiereme y veras (1994)
Daniel Díaz Torres
Kuba
53′
Mag sein, dass in Kuba das Geld für einen ausgewachsenen Spielfilm 1994 gefehlt hat, aber Einstünder vom Kaliber dieses Filmes, der allein oder zusammen mit «Madagascar» von Fernando Pérez ein mehr als ausgewachsenes Programm bildet, wägen das Manko spielend auf. Da planen also drei kleine Ganoven in Havanna den Banküberfall des Jahrhunderts. Die «Bank of America», vor deren gigantischem Portal einem das kalte Schaudern kommen kann, wollen sie sich vornehmen, um ein für alle Mal saniert zu sein. Minutiös gehen sie vor, jedes Detail ist berechnet und vorgesehen, eigentlich kann gar nichts schief laufen. Dummerweise spielt sich nun aber just in der Sylvesternacht ihres tollen Coups jene kubanische Revolution ab, die das erbeutete Kapital wertlos macht und die Gruppe von tollkühnen Bankräubern rasch und auf längere Zeit hinaus ziemlich alt aussehen lässt. Daniel Díáz-Torres inszeniert das Geschehen aus heutiger Sicht mit spürbarer Lust und Freude an den komischen Momenten, die ihm die Konstellationen der Geschichte bieten der kleinen in der Bank und der grossen draussen in den Strassen Havannas, wo seit jener Sylvesternacht zum Jahr 1959 ein Bankraub sich kaum mehr bezahlt gemacht hätte. Walter Ruggle
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Reise zur Sonne (1999)
Yesim Ustaoglu
Türkei
110′
In «Günese Yolculuk» (Reise zur Sonne) hat die türkische Regisseurin Yeșim Ustaoğlu in langwierigen Dreharbeiten mit militärischen Interventionen gleich mehrere Themen aufgegriffen, die in ihrer Heimat eigentlich tabu sind. Sie redet von Kurdistan, sie zeigt Aufnahmen von staatlicher Gewalt, und sie macht auf bewegende Art vor allem eines deutlich: Frieden ist dann möglich, wenn man sich wechselseitig ernst nimmt und akzeptiert. Um den anderen zu respektieren, müsste man sich bewusst werden, dass man an den meisten Orten dieser Welt ein Fremder, eine Fremde ist und man genauso gut in der Haut des anderen stecken könnte. Zwei junge Männer aus entgegengesetzten Regionen der Türkei begegnen sich in diesem wunderbaren Film zufällig in Istanbul und werden Freunde. Beide hoffen auf eine bessere Zukunft und versuchen, in der Grossstadt ein Auskommen zu finden. Berzan stammt aus einem kurdischen Dorf im äussersten Osten und schiebt als fliegender Händler jeden Morgen seinen Karren mit Musikkassetten in die Stadt. Mehmet ist erst kürzlich aus der Westtürkei hier angekommen und findet einen Job bei den Wasserwerken, wo er mit einem archaisch anmutenden Hörrohr die Strassen nach geborstenen Leitungen abhorcht. Es ist, als würde er nach Strömungen suchen, die an der Oberfläche nicht wahrnehmbar sind, aber sehr wohl vorhanden und lebensspendend. Mehmet hat es nie interessiert, dass Berzan Kurde ist. Was für ihn zählt, sind die Träume der beiden, die Freude am Zusammensein, die Nähe, die wohl tut. Wichtig ist ihm ihre Freundschaft, in der es kein Wenn und Aber gibt, in der das Zwischenmenschliche entscheidend ist und die Sehnsucht. Berzan sehnt sich nach seinem Heimatdorf zurück, wo er glaubt, dass seine Verlobte auf ihn warten würde, während Mehmet sich in Istanbul in die feinfühlige Arzu verliebt hat. Sie war in Deutschland aufgewachsen. Inzwischen ist Arzu in ihre alte Heimat zurückgekehrt und muss hier erleben, wie rasch einer in den Verdacht kommen kann, der politischen Opposition anzugehören. Die Regisseurin erzählt ihren hochgradig politischen Stoff auf packende Weise. Atmosphärisch dicht und stimmungsbewusst schildert sie Freundschaft und Liebe, feinfühlig charakterisiert sie ihre Figuren und eindrücklich gestaltet sie die Reise in den äussersten Osten ihrer Heimat, in bei uns kaum bekannte Regionen. Mit Geschick versteht Yeșim Ustaoğlu es dabei, politische Ereignisse in die erfundene Handlung einzuflechten und ein subtiles, vielschichtiges Drama von einer Sprengkraft zu gestalten, die an Herz wie Geist rührt.
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Reisen ins Landesinnere (1988)
Matthias Von Gunten
Schweiz
99′
Die Reisen ins Landesinnere der Schweiz führen in den Alltag von sechs Personen: Da ist die Rentnerin, der Aussteiger, der Flugzeugbeobachter, der Kulturschützer, die Nachrichtenredaktorin und der Swissminiatur-Angestellte. Auf diesen überraschenden Reisen kommt der Film dem Absurden und Dramatischen auf die Spur, das sich hinter der scheinbaren Normalität verbirgt. Eine behutsame Betrachtung von dem, was ist und von dem, was die Menschen bewegt.
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Shanghai, Shimen Road
Haolun Shu
China
84′
Xiaoli ist 17, lebt in Shanghai und ist fasziniert von der Kamera, die er von seiner Mutter geschenkt bekommen hat. Diese ist in die USA ausgereist und hofft, dass ihr der Junge Fotos aus seinem Alltag schickt, bevor er nachreist. Er will bleiben, verliebt sich in die schöne Lanmi und erfährt von Lili, dass es in Beijing Studentendemos gegeben habe. Mit dem Blick auf das Leben einer Strasse betrachtet Haolun Shu feinfühlig den Wandel in Shanghai. Shanghai ist die Boomtown Chinas mit einer langen und grossen Geschichte: Sie ist atemberaubend in mancherlei Hinsicht. Der junge Regisseur Haolun Shu nähert sich der Stadt und ihrer Entwicklung von innen heraus, indem er in seinem Spielfilm die Geschichte von Xiaoli erzählt, der in den späten 1980er Jahren an der Shimen Strasse in Shanghai aufwächst. Die Mutter lebt in den USA, und so sind sein Grossvater sowie die Nachbarin und beste Freundin Lanmi seine wichtigsten Bezugspersonen. Lanmi arbeitet in einer Fabrik, träumt von einem besseren Leben im Ausland und gerät auf Abwege. Xiaoli beobachtet das still, ohne immer genau zu begreifen, was vor sich geht. Doch die erste Liebe entschwindet seinem unschuldigen Blick immer mehr. Mit der Klassenkameradin Lili, die frisch aus der Hauptstadt angekommen ist, entdeckt er das Leben ausserhalb seiner Strasse, die Studentenunruhen in Beijing und das sich wandelnde China, das sich westlichen Lebensformen öffnet. Er entwickelt erstmals so etwas wie ein politisches Bewusstsein. Shanghai, Shimen Road ist ein berührender Film über China, das riesige Reich mit den kleinen Gassen, ein Film über das Erwachsenwerden und die Träume junger Menschen, die hier noch mehr als anderswo mit Widersprüchen umgehen müssen. In China erscheinen sie besonders intensiv. Der Dokumentarfilmer Haolun Shu steht mit seinem Spielfilmerstling in der Bewegung des jungen chinesischen Kinos, das den Alltag sucht, er ist aber auch ein Filmemacher, der der schrillen Moderne nicht erliegt und in seiner kleinen Strasse bleibt, die immer noch typisch ist in der Grossstadt. Mit Augenmerk auf sie bringt er uns den Wandel nahe und hält fest, was schwindet. Walter Ruggle
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Storia probabile di un Angelo - Fernando Birri
Paolo Taggi Domenico Lucchini
Italien
76′
Eine Reise in die Welt und das Werk des grossen Meisters des südamerikanischen Kinos, Fernando Birri. Wie Birri sagt, ist es «der letzte Wille seines spirituellen Kinos».
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Take Off
Bruno Moll
Ghana
93′
Ghana gilt als Musterland in Westafrika - demokratisch, offen, ehrgeizig. Ghanas Regierung ist stolz und verweist gern auf gute Regierungsführung: Auf den besten Rechtsstaat in Westafrika und vor allem auf das stabile Wirtschaftswachstum - trotz der weltweiten Finanzkrise. Die Regierung ist fest entschlossen, speziell durch den Ausbau des industriellen Sektors, eine schnellere sozio-ökonomische Entwicklung zu erreichen. Ebenezer Mireku stammt aus einem ghanaischen Dschungeldorf. Über Umwege schaffte er es 1988 an der Hochschule St. Gallen zu doktorieren. Anschliessend kehrt Ebenezer Mireku in sein Heimatland zurück, um als Unternehmer seine erworbenen Kenntnisse anzuwenden. Seit einigen Jahren kämpft er leidenschaftlich für die Verwirklichung seines grossen Projekts: Den Neubau eines Teils der ghanaische Eisenbahn. Die Bahnstrecke soll der ganzen Region einen Entwicklungsschub auslösen. Sein zukunftsweisendes, gigantisches Eisenbahnprojekt stand im Zentrum des Filmprojekts und ist der rote Faden des Films TAKE OFF von Bruno Moll. Die Filmerzählung folgt Ebenezer Mirekus Biografie und Erfahrungen mit dem Eisenbahnprojekt, sie dokumentiert Begegnungen mit Ghanaern und Ghanaerinnen. Spezifisch interessieren dabei Fragen zur Entwicklung, des Wachstums und des Fortschritts. Was stellen sie sich unter Entwicklung vor? Was verstehen sie unter Fortschritt? Welche Werte könnte eine solche Entwicklung beinhalten? Haben sie andere Vorstellungen erfüllten Lebens als die unsere, westliche entwicklungsorientierte? Mirekus Leben ist eine Tellerwäschergeschichte. Diese wird hier erzählt in einer etwas anderen Art, mit Blick auf seinen Traum: Die Eisenbahn in Ghana wieder in Fahrt zu bringen. Der Film TAKE OFF ist auch eine filmische Reflexion zu einem höchst aktuellen Thema. Was schnell kommt, verschwindet auch schnell. Ghanaisches Sprichwort
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The Song of Mary Blane
Bruno Moll
Schweiz
86′
Der Solothurner Kunstmaler Frank Buchser wird im Jahre 1866 in die USA geschickt, um ein grosses Gemälde der «Helden des Bürgerkriegs» für den künftigen Nationalratssaal in Bern zu malen. Anfänglich porträtiert Buchser fleissig die Politiker und Generäle im Sinne seiner Auftraggeber. Mehr und mehr interessiert er sich aber für die in die Reservate vertriebenen Indianer und die Lebensbedingungen der eben befreiten Sklaven. Jahre früher, fasziniert von der maurischen Kultur, reitet Frank Buchser als türkischer Scheich verkleidet in die für Christen bei Todesstrafe verbotene marokkanische Stadt Fez. Der Schweizer Filmemacher Bruno Moll (Pizza Bethlehem, Tunisreise) erzählt die beiden abenteuerlichen Reisen des aufmüpfigen und streitbaren Künstlers. Die Filmerzählung beginnt mit Filmdokumenten der Ausschreitungen im August 2017 in Charlottesville und den von Frank Buchser gemachten Tagebucheintragungen im Jahre 1869, als General Lee ihm für das Porträt Modell stand. In einer grossen Rückblende erzählt der Filmemacher Buchsers Aufenthalt in Andalusien und Marokko im Jahr 1858, kehrt mit ihm in die Heimat zurück und schliesst mit seinem nordamerikanischen Abenteuer.
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Toula ou le génie des eaux (1973)
Moustapha Alassane
Niger
72′
Die Götter haben das Land zur Dürre verdammt. Es scheint keine Hoffnung zu geben. Ein vom König herbeigerufener heiliger Mann erfordert das Opfer einer jungen Frau, um ihrem Zorn ein Ende zu setzen. Ein verliebter junger Mann beschliesst, sich auf die Suche nach Wasser zu machen, um das Mädchen vor einem tragischen Ende zu retten, aber als er mit einer guten Nachricht zurückkehrt, ist es zu spät: Der Geist hatte seine Genugtuung und Toula ist bereits im heiligen Sumpf verschwunden.
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Trans-Cutucu, Zurück in den Urwald (2009)
Lisa Faessler
Ecuador
92′
Das Bergmassiv Cutucú, im Süden des Amazonasgebietes in Ecuador, war ein Schutzwall gegen die ökologische Zerstörung, für die indianische Bevölkerung aber auch ein Hindernis. Sie hatten keinen Zugang zur modernen Welt. Der Strassenbau durch das Cutucú-Massiv eröffnet nun die Mobilität, welche den Abbau fossiler Ressourcen ermöglichen, aber den Ureinwohnern auch den gewünschten Anschluss an die zivilisierte Welt gewähren wird. Unspektakulär vollzieht sich dieser Prozess, wo der so genannte Fortschritt Einzug hält und nicht mehr zu bremsen ist: es wird gebaggert, geschaufelt, gerodet, verkauft und gekauft, der alltägliche Wahnsinn halt.Ausschnitte aus dem Film Shuar, Volk der heiligen Wasserfälle (1986) rufen uns in Erinnerung, dass in der traditionellen Shuarkultur, die Natur gesamthaft beseelt war und die Mobilität im halluzinogenen Rausch keine Grenzen kannte. Heute transportieren die Ureinwohner mit Pferden Holzbretter in die Zivilisation. Holz ist das schnellste Geschäft, andere Produkte müssen erst erzeugt werden. Doch nun verschwindet der Urwald, im alltäglichen Wahnsinn halt.
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Une ville à Chandigarh (1965)
Alain Tanner
Indien
53′
Nachdem ein Teil der Provinz Pandschab 1947 dem neugeschaffenen Staat Pakistan zugeschlagen worden war, begann Albert Mayer mit der Planung einer neuen Hauptstadt für den bei Indien verbliebenen Teil. Ab 1950 war Le Corbusier für die Gesamtplanung und insbesondere für die repräsentativen Großbauten des Regierungsviertels verantwortlich. Ein Jahr nach dessen Tod drehte Alain Tanner seinen Film. Zu diesem Zeitpunkt war manches noch im Bau oder erst in Planung, doch lebten bereits 120'000 Einwohner in der neuen Metropole. Architektonisch eine der modernsten Städte, wurde Chandigarh in archaischer Weise von Hand gebaut. Die Impressionen aus dieser horizontalen, durchgrünten Stadt - Backstein ließ eine vertikale Entwicklung nicht zu - sind in langen Einstellungen und manchen Travellings eingefangen. Der Kommentar von John Berger stellt die visuelle Schönheit der vorgefundenen Realität in größere Zusammenhänge: das Klima hat die Entscheidungen der Planer stark beeinflusst, während es umgekehrt die neue Stadt, so Berger, nicht geschafft habe, die alten sozialen Regeln über Nacht zu durchbrechen. Diese bestimmen weiterhin Schulbildung sowie Verdienstmöglichkeiten, und den Bauarbeitern ist es nicht möglich, in jenem Chandigarh, das sie aufbauen, selber zu wohnen. Doch der Film teilt den Optimismus von Le Corbusier, etwa in der Einschätzung, die Architektur könne den Menschen helfen, ihre Vorstellungen zu klären, Unterscheidungen zu treffen und (neue) Verknüpfungen herzustellen. Auch wenn dies möglicherweise erst langfristig Auswirkungen haben kann.
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Unerhört jenisch
Martina Rieder
Schweiz
93′
Stephan Eicher spielt mit dem Bild des Zigeuners und sucht mit seinem Bruder Erich nach seinen jenischen Wurzeln. Die Spur führt in die Bündner Berge, zu den einst zugewanderten Familien Moser, Waser und Kollegger und ihrer legendären Tanzmusik. Die Familien leben eine faszinierende und leidenschaftliche Musiktradition. Sie prägt die Schweizer Volksmusik, sucht den Blues, brilliert als Chanson oder rebelliert im Punk. In «Unerhört jenisch» erzählt Martina Rieder aber auch eine bis anhin ungehörte Geschichte mit vielen Facetten und Tonlagen. Ein Film über das Geheimnis des besonderen Sounds.
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Urs Fischer
Iwan Schumacher
Schweiz
102′
Urs Fischer ist ein Senkrechtstarter. Der 36-jährige Schweizer Künstler mit Wohnsitz in New York feiert mit seinen Zeichnungen, Objekten und Installationen seit Jahren internationale Erfolge. Fischer erhält hochkarätige internationale Ausstellungsmöglichkeiten und verfügt über beachtliche Produktionsbudgets, die es ihm auch erlauben, haushohe Skulpturen anzufertigen. Der Film zeigt ihn als Künstler, der seine Schaffenskraft aus einem Spannungsfeld intensiver Gegensätze und Widersprüche bezieht. Fischer pendelt zwischen Lebensfreude und Schaffenswut, Kunsttraditionen und Popkultur, Spontaneität und Hightech hin und her. In seinen zwei- und dreidimensionalen Arbeiten findet er immer wieder die Synthese zwischen diesen scheinbaren Gegensätzen. Im Zentrum des Films steht als vorläufiger Höhepunkt seiner Karriere die Vorbereitung bis hin zur Vernissage seiner ersten Einzelausstellung in einem Museum in den USA: im New Museum in New York City im Oktober 2009. Visuell netzartig verflochten zeigt «Urs Fischer» die wichtigsten Produktionen und Ausstellungen der letzten sechs Jahre, mit fesselnden Bildern von Schauplätzen wie Venedig, London, Sydney, Zürich und Shanghai. Die Zuschauer tauchen ein in den komplexen schöpferischen Prozess hinter einer Ausstellung, und sie erleben, unter welchem Druck ein international tätiger Künstler arbeitet. Faszinierend auch zu sehen, was es ganz konkret bedeutet, als Künstler in einer globalisierten Welt seine Werke zu schaffen. Und Teil eines Kunstmarktes zu sein, in dem Millionensummen auf dem Spiel stehen.
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Utopia Blues (2001)
Stefan Haupt
Schweiz
99′
Total leben oder total sterben! Nichts dazwischen. Der 18-jährige Rafael Hasler will seine Utopien in die Tat umsetzen, kompromisslos das tun, was er für richtig hält. Sein grösster Wunsch: als freier Musiker die Welt zu erobern. Doch seine Sehnsüchte und Ideale wachsen ihm über den Kopf, treiben ihn aus der Bahn, über die «Sicherheitslinie» hinaus. «Das Leben ist ein Spiel», sagt er, doch unverhofft wird daraus bitterer Ernst. Wieviel Freiheit ist erlaubt? In seinem ersten Spielfilm «Utopia Blues» verarbeitet Stefan Haupt wahre Begebenheiten. Eine Mutter hatte dem Regisseur ihre Aufzeichnungen über das Leben und Sterben ihres Sohnes übergeben. Haupt hat sie bearbeitet und zu einer eigenen Geschichte entwickelt, in der er von Lucas, dem unbeugsamen, unangepassten Jüngling erzählt, der seine Freiheit und seinen Weg in absolutem jugendlichem Ungstüm sucht. Mit seiner Radikalität überfordert er allerdings sowohl das gesellschaftliche System als auch seine Mutter. Das ist ein ausgesprochen authentisch anmutender Film über das Erwachsenwerden und über soziale Zwänge, Normierung, Wut und Ohnmacht, packend in seiner Ausgestaltung, hervorragend gespielt und gerade in den heikeln Momenten mit grosser Sensibilität erzählt. «Utopia Blues» wurde mit guten Gründen als bester Schweizer Spielfilm ausgezeichnet, sein Hauptdarsteller Michael Finger gleichzeitig als bester Schauspieler gewürdigt.
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Vakuum
Christine Repond
Schweiz
77′
Inmitten der Vorbereitungen für ihren 35. Hochzeitstag erfährt Meredith überraschend, dass sie HIV-positiv ist. Als Überträger kommt nur ihr Mann André in Frage. Je näher die Hochzeitsfeier rückt, desto brüchiger scheint jene Ehe, die da gefeiert werden soll. Mutig, wütend und hoffend, spürt Meredith, dass es eine gemeinsame Zukunft nur geben kann, wenn sie André restlos verzeiht. Wie viel Verletzung hält Liebe aus?
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Vollmond – Director’s Cut (1998)
Fredi M. Murer
Schweiz
116′
Vor bald 25 Jahren drehte Fredi M. Murer diese Geschichte, die uns alle betrifft und die heute aktueller denn je erscheint. An einem Freitagmorgen nach einer Vollmondnacht verschwindet darin am Greifensee der zehnjährige Toni spurlos. Im Verlauf der polizeilichen Ermittlungen stellt sich heraus, dass sein Verschwinden kein Einzelfall ist, dass vielmehr an demselben Morgen elf weitere Kinder übers ganze Land verteilt untergetaucht sind, ohne die geringste Spur zu hinterlassen. Das Verschwinden der Kinder ist ein Schock, das Rätsel eine Provokation. Den ratlos zurückbleibenden Eltern bleiben 18 Tage Zeit, sich über die Ursachen des Verschwindens Klarheit zu verschaffen. Eine magische Geschichte über die Befindlichkeit der Schweiz und ein Plädoyer für mehr Fantasie. Fredi Murer selber sagt zu seinem Film heute: «Nach der Umweltkatastrophe von Tschernobyl sagte mir meine Tochter: «Jetzt musst du einen Film über die Gefährlichkeit der Erwachsenen machen.» Kurz vor der Jahrtausendwende habe ich in meinem Spielfilm VOLLMOND schweizweit 12 Kinder spurlos verschwinden lassen. In ihrer Botschaft an die Eltern schreiben sie: «Wir wollen die Erde auf Erden.» Die Gründe für ihr aktives Handeln und ihre ultimative Forderung scheinen mir heute aktueller als je, was mich nach weiteren 25 Jahren zum vorliegenden Director's Cut bewogen hat.»
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Way Beyond
Pauline Julier
Schweiz
61′
Der «Future Circular Collider» ist die Maschine der Zukunft. Mit seiner Hilfe werden wir endlich in der Lage sein, die Zeit bis zum Ursprung unseres Universums zurückzudrehen. Aber wie baut man das grösste wissenschaftliche Instrument aller Zeiten auf? Zwischen Metaphysik und unterirdischen Tunnels nimmt «Way Beyond» so das Publikum mit auf eine Reise in die Welt der kleinsten Teilchen unseres Universums.
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Whispering Sands
Nacer Khemir
Tunesien
94′
Eine Kanadierin arabischer Abstammung unternimmt eine Reise und heuert einen Führer an, der ihr helfen soll, einen bestimmten Ort in der tunesischen Wüste zu finden. Um sie zu ermutigen, ihr Geheimnis zu lüften, erzählt der Führer ihr Sufi-Geschichten aus seiner Kindheit. Im Herzen der Wüste angekommen, offenbart die Frau den Grund für ihre Reise. Mit einfachen Mitteln konstruiert der tunesische Filmemacher Nacer Khemir eine Geschichte, die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft miteinander verwebt und die Poesie und den spirituellen Reichtum des Sufismus offenbart.
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Wie steinerne Löwen am Eingang der Nacht
Olivier Zuchuat
Schweiz
91′
Der langsame Travelling-Shot entlang einer Steinmauer, die nur ab und zu durch Öffnungen im Mauerwerk den Blick auf das azurblaue Meer dahinter freigibt, lässt zunächst an eine antike Ausgrabung denken. Der Eindruck täuscht, wir befinden uns im Jahr 1948. Die Welt steht noch unter dem Schock des Kriegsgeschehens, da brechen in Griechenland alte Fronten auf und ein brutaler Bürgerkrieg beginnt. Die Kommunistische Partei und die Nationale Befreiungsfront, die eben noch die Faschisten in einem aufreibenden Partisanenkrieg bekämpft haben, werden verboten und 80.000 Griechen auf karge Inseln wie Makronisos deportiert. Aus dem knarzenden Lautsprecher ertönen perfide Verbote und das Mantra der zehn Gebote, die das Abschwören vom Kommunismus und den patriotischen Einsatz für „Gott, Vaterland und Freiheit“ einfordern. Das Ziel: Umerziehung. In Wahrheit wird psychischer Terror ausgeübt, der einhergeht mit Schikane und Folter. Aber die Mauern von Makronisos sind nicht stumm. In den Ritzen waren Gedichte der vielen Dichter, wie Yannis Ritsos, Tassos Livaditis und Mikis Theodorakis, die hier interniert waren, versteckt. Mit ihren sehnsuchtsvollen Metaphern und ihrer kraftvollen Poesie versuchten sie sich gegen die plumpe Propaganda zu stemmen, die penetrant über das Zeltlager hinweg tönte. In seiner strengen und konsequenten Komposition lässt der Schweizer Regisseur Oliver Zuchuat die Texte hart aufeinanderprallen und für sich sprechen.
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Wir Bergler in den Bergen (1974)
Fredi M. Murer
Schweiz
112′
Der ethnographische Dokumentarfilm in drei Sätzen von Fredi M. Murer spiegelt die drei unterschiedlichen, nebeneinander existierenden Entwicklungsstadien des Bergkantons Uri, aus dem der in Zürich lebende Filmemacher stammt. In Göschenen, am Fusse des an der europäischen Nord-Süd-Achse liegenden Gotthards, hat die Industrialisierung längst Einzug gehalten: aus den ehemaligen Bergbauern sind Angestellte und Arbeiter geworden. Im Schächental hingegen pflegt man noch die traditionelle Familien- Alpwirtschaft. Und das Dorf Bristen im Maderanertal findet sich mitten im Umbruch, man pflegt zwar noch die traditionelle Landwirtschaft, gleichzeitig aber verlassen täglich 250 Einwohner den Ort, um auswärts zur Arbeit oder zur Schule zu gehen. Faszinierend ist dieser Klassiker des neuen Schweizer Films heute noch, weil er mit Liebe und Sorgfalt sich den Menschen und ihrer Arbeit nähert, weil er sie selber zu Wort kommen lässt und damit eine Betrachtung von innen heraus schafft. Schön zu sehen, wie die damals brandneue Gotthardstrasse sich präsentierte und amüsant zu hören, wie man mit dem Teufelstein umging. Eine Zeitreise.
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mit Bonus
Yaaba (1989)
Idrissa Ouedraogo
Burkina Faso
86′
"Yaaba" ist Mooré und bedeutet in der Sprache der Mossi in Burkina Faso Grossmutter. Bila, ein zwölfjähriger Junge, nennt so die alte Sana, die bei den DorfbewohnerInnen als Hexe gilt und aus der Gemeinschaft verstossen wurde. Langsam fassen der Junge und die einsame Greisin Vertrauen zueinander. "Yaaba" erzählt auch ganz allgemein über das dörfliche Leben in Afrika. So fliessen viele Nebenaspekte ein: Streitigkeiten unter Eheleuten nicht nur in Bilas Familie, der Umgang im Dorf mit dem Säufer Noah, die Ausgestaltung eines grossen Festes, alltägliche Szenen beim Wasserholen, beim Verstauen von Vorräten oder auf dem Markt. Als Bilas Cousine Nopoko an Tetanus erkrankt, wird Sanas "böser Blick" dafür verantwortlich gemacht. Bila bittet die alte Frau um Hilfe. Während sie zum Heiler Taryam unterwegs ist, zündet ein Mann aus dem Dorf ihre Hütte an. Eine liebevoll gestaltete, detailreiche, poetisch-märchenhafte Auseinandersetzung mit dem Erwachsenwerden. Idrissa Ouedraogo erzählt von der Schönheit der Steppe Westafrikas, vom Gang der würdigen Greisin und von der unbekümmerten Spielfreude der Kinder. Er bedient sich dabei überwiegend ruhiger Bilder und langer Einstellungen, die dem Betrachter Zeit geben, Einzelheiten zu erfassen. Die Schauspieler sind ausnahmslos Laien und stammen überwiegend aus dem Dorf, das als Drehort diente. Die alte Frau, die die Rolle der Sana spielt, hatte in ihrem Leben zudem nie zuvor einen Film gesehen. Einfühlsam und gleichnishaft plädiert "Yaaba" für mehr Toleranz und eine vorurteilsfreie Weltsicht.
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